Eine einfache Methode, das Herz-Kreislaufsystem zu unterstützen und zu schützen
Herz-Kreislauferkrankungen stehen in Europa und den USA seit Jahrzehnten unangefochten an der Spitze chronischer Erkrankungen und Todesursachen. Viele von ihnen wären zu vermeiden oder mit einfachen, natürlichen Methoden zu verbessern, im besten Fall sogar zu heilen. Eine relativ neue Methode, basierend auf der wissenschaftlichen Arbeit von Dr. Louis J. Ignarro ist die Verbesserung des Stickstoffmonoxid-Stoffwechseln. Stickstoffmonoxid hat die chemische Formel NO. Darum der etwas mystische Titel “Say Yes to NO”. Dr. Ignarro erhielt für seine Arbeit den Nobelpreis für Medizin.
Unser Herz-Kreislaufsystem
Zu Beginn des Artikels beschäftigen wir uns kurz mit dem Herz-Kreislaufsystem, das aus mehreren Komponenten besteht. Im Mittelpunkt, quasi als „Motor“ steht das Herz. Es besteht aus vier Kammern, zwei Vorhöfen (Atrium) und zwei Hauptkammern (Ventrikel). Das mit Sauerstoff angereicherte Blut wird von der Lunge in den linken Vorhof geleitet, gelangt in die linke Hauptkammer und wird danach über die Aorta und die nachfolgenden Gefäße im Körper verteilt. Der dabei transportierte Sauerstoff wird an die Zellen des Körpers geschleust, er ist lebensnotwendig für alle Körperfunktionen. Das nun sauerstoffarme Blut gelangt über das venöse System zurück zum Herzen, von der rechten Kammer in die Lunge und der Kreislauf beginnt erneut.
Das Herz ist ein richtiger „Workoholic“, es arbeitet rund um die Uhr, bei Belastung schneller, in Ruhe langsamer. Seine Belastung hängt von verschiedenen Faktoren ab. Diese Faktoren sind dabei der Spannungszustand der glatten Muskulatur der Gefäße, die Beschaffenheit des Blutes und der Gesundheitszustand Ihres Endothels. Die meisten Leser/innen werden den Begriff Endothel noch nie gehört haben, obwohl es sich um das größte Organ in Ihrem Körper handelt. Das Endothel kleidet das gesamte Gefäßsystem aus – auch das der Lymphgefäße. Das Endothel spielt eine wichtige Rolle im NO Haushalt.
Bevor wir uns aber in die Thematik des Endothels und des Stickstoffmonoxides stürzen, gibt es vorab noch wichtige Informationen in Bezug auf das Herz- Kreislaufsystem. Um die Risiken einer Herz- bzw. Gefäßerkrankungen zu verstehen, sehen wir kurz vier Situationen an, die dazu führen können, dass das System erkrankt.
1. Bluthochdruck
Bluthochdruck entsteht durch eine Engstellung der arteriellen Gefäße, dies ist auf einen erhöhten Tonus der glatten Muskulatur in den Gefäßinnenwänden zurückzuführen. Je enger das Gefäß reguliert wird, desto mehr Arbeit muss das Herz verrichten, um das Blut durchpumpen zu können. Versuchen Sie einmal Wasser durch einen engen Schlauch zu pumpen und danach die gleiche Menge durch einen weiten Schlauch. Die Arbeit wird Ihnen deutlich leichter fallen, wenn Sie einen weiten Schlauch benutzen. In früheren Zeiten dachte man in der Medizin, dass es sich bei der Gefäßengstellung hauptsächlich um hormonelle Regulationsmechanismen handelt, heute wissen wir, dass das Endothel eine bedeutende Rolle in der Regulation des Blutdrucks spielt, dazu ist seine Gesundheit von größter Bedeutung. Das Endothel produziert unter anderem NO, um seine Aufgaben erfüllen zu können, dazu kommen wir im folgenden Teil.
2. Fließeigenschaften des Blutes
Eine ebenso wichtige Rolle spielt die Fließeigenschaft des Blutes. Je leichter eine Flüssigkeit fließt, in diesem Falle also Blut, desto leichter kommt sie durch Gefäße hindurch. Natürlich brauchen wir in unserem Blut die Möglichkeit, dass es gerinnt, sonst könnte keine Wunde verheilen. Manchmal aber, unter gewissen Umständen, ist das Blut verklumpt und wird dadurch dickflüssiger, um dies zu verhindern brauchen wir NO.
3. Entzündungen
In unserem Körper laufen ständig Entzündungsprozesse ab. Diese sind sinnvoll, wenn der Körper sich gegen Eindringlinge wehren muss. Das Immunsystem attackiert die Eindringlinge und eliminiert sie, bevor sie schwere Krankheiten auslösen können. Wenn aber die entzündlichen Prozesse chronisch werden, können sie sich gegen den eigenen Körper wenden und das Endothel zerstören. Bilden sich an und in der Gefäßinnenwand Entzündungen, dann kann das Blut nicht mehr ungehindert fließen und Arteriosklerose entsteht. Sie ahnen es vielleicht schon, wie dieser Prozess unterbrochen werden kann: durch NO.
4. Oxidativer Stress
Im Körper finden permanent Oxidationsprozesse statt. Oxidation ist ein anderes Wort für Verbrennung. Dabei wird Zucker durch die Anlagerung von Sauerstoff verbrannt, ein notwendiger Vorgang damit wir genug Energie haben. Dieser Vorgang ist natürlich lebenserhaltend, gleichzeitig aber entstehen freie Radikale, ähnlich wie Abgase bei einem Auto, das Benzin verbrennt. Die freien Radikale in unserem Körper sind an sich nicht schlimm, in einem gewissen Maß sind sie sogar nützlich. Nehmen sie aber überhand, dann können sie die Körperzellen angreifen und ihnen schaden. Außerdem verstärken sie den Alterungsprozess, fördern Faltenbildung und schwächen das Immunsystem. Gleichzeitig senken sie den Spiegel von NO, was sich wiederum negativ auf die Gefäße auswirkt. In diesem Fall müssen den Körper Antioxidantien zugeführt werden, dies sind vor allen Dingen Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente.
Das Endothel – unser größtes Organ
Ein Organ ist dadurch definiert, dass eine Anzahl von Zellen die gleiche Ordnung aufweisen und gleiche Aufgaben erfüllen. Dies ist beim Endothel der Fall. Es handelt sich dabei um eine einlagige Zellschicht, die alle Gefäße (Arterien, Venen, Lymphe) in unserem Körper auskleidet und ein komplexes, dynamisches Organ bildet. Da unser Gefäßsystem eine Länge von über 100.000 Kilometern hat, beträgt die gesamte Fläche, die das Endothel auskleidet, ca. 6.000 – 8.000 Quadratmeter! Es hat dabei ein Gewicht von etwa 1,5 kg. Das Endothel reagiert auf Reize aus der Umwelt und hat zahlreiche Aufgaben zu erfüllen. Diese Aufgaben bestehen unter anderem in der Aufrechterhaltung eines gesunden Gefäßtonus, der Gefäßstruktur und ihrer Funktionen, der Aggregation von Blutbestandteilen, der Apoptose (geregelter Zelltod) und die Kontrolle des Wachstums der glatten Gefäßmuskelzellen.
Ein gesundes Endothel sollte glatt wie Seide sein, damit das Blut ungestört fließen kann, dies ist aber leider nicht immer der Fall. Wie jedes Organ kann auch das Endothel erkranken und so seinen vielfältigen Aufgaben nicht mehr nachkommen. Die Resultate einer endothelialen Fehlfunktion sind uns nur leider nur zu gut bekannt. Es handelt sich dabei um Bluthochdruck, beschleunigte Gefäßverkalkung, Herzinfarkt, Gehirnschlag und Potenzstörungen (erektile Dysfunktion).
Welche Faktoren können der physiologischen Funktion unseres größten Organs, dem Endothel schaden? Hier kommen die „üblichen Verdächtigen“ in Frage:
- Nikotinkonsum
- Umweltgifte
- Nahrungsmittelzusatzstoffe
- Lärmbelastung
- Depressionen, Ängste und emotionaler Stress
- Sportliche Inaktivität
- Übergewicht
- Diabetes mellitus
- Chronische Entzündungen
- Erhöhter Blutdruck
Es ist für uns jeden Tag ein ganz normales Ritual unsere Haut zu pflegen, ebenso sollten wir auch unser Endothel pflegen!
Ein „gepflegtes Endothel“ schenkt statistisch 14,2 Lebensjahre!
Say YES to – Stickstoffmonoxid – NO
Stickstoffmonoxid bzw. NO ist ein flüchtiges Gas, das nach wenigen Sekunden bereits abgebaut wird. Der Körper kann es selbst bilden und Sie erraten sicherlich sofort, welches Organ der fleißigste NO-Produzent ist: es ist das Endothel! Ganz ähnlich wie Ihr Herz arbeitet auch das Endothel Tag und Nacht, vorausgesetzt, es ist gesund. Neben den vielen Aufgaben, die es zu erfüllen hat, ist eine der wichtigsten Aufgaben NO zu produzieren.
Das Endothel kann jedoch NO nicht einfach „aus dem Hut zaubern“. Um dieses lebensnotwendige Gas zu produzieren, braucht es einen Ausgangsstoff und dabei handelt es sich um die halb-essenzielle Aminosäure L-Arginin. L-Arginin wird von der endothelialen NO-Synthase (eNOS) zu L-Citrulin abgebaut und dabei wird NO freigesetzt. Das Gas strömt, quasi wie ein Nebel, aus den Endothelzellen, wobei es zwei Wege einschlägt. Zum einen gelangt es in die Gefäßwand und führt dort zu einer Entspannung der glatten Gefäßmuskulatur. Der Gefäßdurchmesser wird dadurch vergrößert und der Blutdruck sinkt, Sie erinnern sich sicherlich an das Beispiel mit dem Schlauch. Andererseits geht es aber auch ins Blut über und verrichtet dort seine so wichtigen Aufgaben.
Es gibt im Körper verschiedene Zellen, die in der Lage sind, jenes Enzym zu produzieren, das unerlässlich ist, um aus der Aminosäure Arginin Stickstoffmonoxid freizusetzen. Dieses Enzym trägt den Namen NO-Synthase (abgekürzt: NOS).
NO – Synthase produzierende Zellen:
Das Endothel (eNOS) – Das Endothel ist in unserem Körper der wichtigste NO-Synthase-Produzent.
Nervenzellen (nNOS) – Nervenzellen können NOS synthetisieren, man spricht dann von nNOS. Dies passiert vor allen Dingen im Gehirn, wobei NO die Rolle eines Neurotransmitters übernehmen kann.
Ebenso sind die Nervenenden in unseren Geschlechtsorganen in der Lage nNOS zu bilden. nNOS führt ebenfalls zu einer Erweiterung der Blutgefäße und so kann die Gabe von L-Arginin einer erektilen Dysfunktion entgegenwirken. Laut einer Aussage von Dr. Ignarro haben Forschungen über den NO-Stoffwechsel zur Entwicklung von diversen Potenzmitteln (Viagra®) geführt.
Immunzellen (iNOS) – Selbst Immunzellen stellen dem Körper NOS bereit. Dieser Vorgang ist unerlässlich bei der Abwehr pathogener Keime. In manchen Situationen jedoch kann eine übermäßige Produktion von iNOS chronische Entzündungen im Körper unterstützen. Um dies zu unterbinden, empfiehlt sich die Gabe von Curcuma. Aus Beobachtungen wissen wir, dass Curcuma entzündungshemmend wirkt.
Nachdem wir uns nun ausführlich über bestimmte physiologische und pathologische Vorgänge in unserem Körper informiert haben, werden Sie sich sicher fragen, was Sie tun können, um Ihren Stickstoffmonoxid-Haushalt zu verbessern. Dazu nun einige Vorschläge:
L-Arginin
Natürlich liegt es auf der Hand, die so immens wichtige Aminosäure L-Arginin dem Körper zuzuführen, damit die Gefäße geschützt werden und sich ihre Funktion verbessert. Ein L-Argininmangel ist in der Bevölkerung weit verbreitet, besonders bei Menschen, die unter Gefäßerkrankungen, Diabetes mellitus, arterieller Hypertonie leiden. Es gibt zahlreiche Studien, dass sich die Gabe von L-Arginin positiv auf den Krankheitsverlauf auswirkt. Allerdings muss die Dosierung ausreichend sein. Dr. Ignarro empfiehlt die tägliche Zufuhr von 4 – 6 Gramm, wobei man die Hälfte am Morgen einnimmt und die andere Hälfte am Abend. Diese Aufteilung der Dosierung ist wichtig, weil Bewegung die körpereigene Bildung von NO positiv beeinflusst. Da wir uns aber selten in der Nacht bewegen, ist zu dieser Tageszeit die Versorgung mit L-Arginin besonders wichtig.
Bitte beachten Sie, dass viele Lebensmittel Arginin enthalten. Dazu gehören Kürbiskerne, Erdnüsse, Mandeln, Pinienkerne, Haselnüsse, Linsen, Garnelen, Lachs und rotes Fleisch. Ist jedoch ein Mangel eingetreten und Sie leiden unter diversen Krankheiten, die durch einen L-Argininmangel verstärkt werden, ist es sinnvoll zusätzliches L-Arginin einzunehmen.
L-Arginin und Cholesterinsenker. Es ist bekannt, dass L-Arginin die positiven Wirkungen von Cholesterinsenkern unterstützt, nicht jedoch deren oft erheblichen Nebenwirkungen. Oft ist es möglich, durch die Gabe von L-Arginin die Dosierung der Cholesterinsenker zu reduzieren, sie möglicherweise sogar abzusetzen. Eine Kontrolle der Werte und ein Gespräch mit dem behandelnden Arzt sind dafür jedoch die Voraussetzungen!
L-Citrulin
Längere Zeit stand die Frage im Raum, welche Aminosäure besser für die Unterstützung der NO-Produktion wäre: L-Arginin oder L-Citrulin. Nun hat man herausgefunden, dass die effektivste Methode ist, beide Aminosäuren gleichzeitig zu geben. Die gleichzeitige Gabe von L-Citrulin verstärkt die Wirkung von L-Arginin, denn der Körper ist in der Lage, aus L-Citrulin L-Arginin zu bilden, so entsteht ein länger andauernder Effekt. Die Dosierung von L-Citrulin sollte bei 200 – 800 mg pro Tag liegen. Der positive Effekt wird durch Antioxidantien verstärkt.
In verschiedenen Untersuchungen konnte außerdem festgestellt werden, dass die Gabe von L-Citrulin beim Krankheitsbild einer Fettleber zu einer deutlichen Verbesserung führt.
Antioxidantien
Besonders Vitamin C (500 mg/Tag) und Vitamin E (200 IU/Tag) unterstützen die gefäßschützende Wirkung. Vitamin B – insbesondere Folsäure (Vitamin B9) – ist ebenfalls sinnvoll, denn es ist in der Lage, den Homocysteinspiegel zu senken und somit Entzündungen zu reduzieren.